Wie Social Media richtig geht – Ein Besuch auf der AFBMC

Veröffentlicht von - 18. Oktober 2016

Social Media (eigentlich gemeint: Facebook) ist in den deutschen Online-Redaktionen ein wichtiger und zuverlässiger Traffic-Lieferant. Die Nutzer von SÜDKURIER Online finden ihren Weg zu rund 15 Prozent über Facebook auf unsere Seite. Blickt man nur auf die Nutzer von mobilen Endgeräten, ist die Zahl doppelt so hoch, am Wochenende sogar noch einmal höher. So wichtig

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Auf der Allfacebook Marketing Conference (AFBMC) in Berlin wurden den über 600 Teilnehmern Anfang Oktober in 29 Vorträgen Strategien, Tipps und best practise Beispiele für Social Media vorgestellt. In diesem Eintrag stelle ich die aus meiner Sicht interessantesten Sessions der AFBMC vor und erkläre, was wir von ihnen lernen können. Klicke auf die Themen, die dich interessieren, um direkt zu ihnen zu springen. Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Facebook-Messenger bei BILD Social Media-Recht Der Social Media-ROI  

Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)

Vom Langweiler-Image zum Social-Media-Liebling // Speaker: Peter Wittkamp, BVG-Social-Media-Team Die BVG stellte sich vor einigen Jahren die Frage, ob man als Anstalt des öffentlichen Rechts (was für ein Ausdruck!) zwingend ein genauso langweiliges Image haben muss. Die Antwort lautete: Nein. Und so engagierte man ein kleines Social Media Team rund um den freien Autor Peter Wittkamp und gab ihnen völlig freie Hand. Einzige Bedingung: Hohe Interaktion mit den Nutzern in Berliner Schnauze. Die Besetzung von Peter Wittkamp war dabei nicht zufällig, schreibt er doch Gags für die Heute Show und Jan Böhmermann. Eine Plakatkampagne ohne den Markennamen BVG sollte im Vorfeld Neugier bei den Berlinern wecken.

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Präsentation BVG

Doch wie das nun heutzutage einmal so ist: Ein Shitstorm brach los, als bekannt wurde, dass die BVG hinter der Kampagne und dem Hastag #weilwirdichlieben steht. Denn die BVG steht (wie wahrscheinlich alle Beförderungsunternehmen) für Unpünktlichkeit und teure Tickets. Doch die BVG ahnte die Kritik voraus, setzte voll auf die Karte Humor/Ironie und versuchte damit, die Themen zu „gewinnen“.
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Präsentation BVG/Twitter

  Allerdings: Humor funktioniert nur dann, wenn der Nutzer keine konkrete Frage/Beschwerde hat, beziehungsweise diese nicht erkennbar ist (siehe Bild oben). Die äußerst lustigen Accounts auf Twitter und Facebook der BVG sind auf jeden Fall einen Blick wert. Was können wir lernen? – Gelassen auf Social-Media-Kritik reagieren – Humor funktioniert meistens, sofern man es nicht übertreibt und der Nutzer kein konkretes Anliegen hat – Markenlose Werbung als Idee für die Einführung eines neuen Produkts  

Facebook-Messenger bei der BILD

Wie nutzen die den eigentlich? // Speaker: Malte Goesche, Head of New Media bei BILD Die BILD-Zeitung ist trotz des Schmuddel-Images der Vorreiter in Deutschland, was den Einsatz neuer Medienformate im Online-Journalismus angeht. Die BILD probiert viel aus, scheitert – und probiert weiter. Auch der Facebook-Messenger und WhatsApp sind für die größte deutsche Zeitung als Verbreitungskanal natürlich interessant. Im Gegensatz zu SÜDKURIER Online, der WhatsApp vor allem für einen allgemeinen (morgens) und regionalen (abends) Nachrichtenüberblick nutzt, schickt die BILD über ihre Kanäle Infos zu Nischenthemen mit begrenzter Laufzeit, wie einen Fußball-Transferticker, Infos zum Dschungelcamp oder Promi Big Brother. Spezielle Kanäle bei großen Themen wie der Fußball-EM haben sich dagegen nicht bewährt.

fb messenger gif

via Giphy

Die Erfahrungen von BILD mit Nachrichten über Messenger decken sich größtenteils mit den Erfahrungen von SÜDKURIER Online: Die Abonnenten haben Freude an der Nutzung, schreiben fleißig zurück und klicken vergleichsweise oft auf die Links. Interessant dabei auch: Laut Malte Goesche von BILD zählt am Ende die Nachricht, die über den Link aufgerufen wird, nicht die Optik der Zielseite, die ist den Nutzern weitgehend egal. Eine weitere interessante Erfahrung der BILD: Kein Newsletter performt so gut wie der Facebook Messenger. Links, die über ihn verschickt werden, haben sogar eine höhere Click-Through-Rate als BILD-Posts auf Facebook. Was können wir lernen? – Größte deutsche Zeitung macht ähnliche Nutzer-Erfahrungen wie wir – Enge Zielgruppen-Kanäle bringen Reichweite und Markenbindung – Reichweite muss bei kleineren News-Portalen nicht primäres Ziel sein  

Social Media-Recht

Was man darf – und was nicht // Speaker: Carsten Ulbricht, Rechtsanwalt In diesem Internet wird geklaut, kopiert, verfremdet – und kaum jemand stört es. Wer sich in Social Media aber auf sicherem Terrain bewegen möchte, für den hatte Rechtsanwalt Carsten Ulbricht auf der AFBMC ein paar nützliche Tipps parat, die man sich zwar oftmals schon so gedacht hatte, die man sich aber noch einmal bewusst machen sollte. Recht am eigenen Bild Das Recht am eigenen Bild zählt bei Facebook Live genauso wie auf Nachrichtenportalen: Die Einwilligung der Gefilmten ist notwendig, es sei denn, es handelt sich um eine öffentliche Veranstaltung, einen Promi oder der Mensch ist im Bild nur Beiwerk (der Fokus der Aufnahme liegt woanders). Embedding Das Einbetten (Embedding) von Youtube-Videos oder Social Media-Posts ist grundsätzlich erlaubt, sogar dann, wenn der Inhalt illegal auf der jeweiligen Plattform steht (z.b. ein Ausschnitt eines Hollywood-Films). Der Europäische Gerichtshof (EuGH) urteilte wie folgt:

„Im Rahmen der Einbindung von fremden Inhalten mittels der Framing Technik, ist der Einbindende urheberrechtlich nicht verantwortlich zu machen, wenn ein zuvor öffentlich gemachter Inhalt nun an anderer Stelle veröffentlicht wird.“

Es gilt die simple Regel: Embedding ist erlaubt, sofern kein neues Publikum angesprochen wird, also der Content bereits online verfügbar ist und der Fremdcontent deutlich wird. All dies ist durch die Richtlinien von Youtube, Facebook und Co. abgedeckt. Video nichtmehr verfügbar.   Screenshots Auch Screenshots sind urheberrechtlich kein Problem, sofern die Quelle korrekt angegeben wird. Allerdings muss sichtbar sein, dass es sich um Fremdcontent handelt. Konkretes Beispiel: Von einem Facebook-Post darf ich nicht nur das Bild screenshoten, sondern beispielsweise die Kommentarspalte oder der Titel muss (zumindest teilweise) sichtbar sein.

FB Screenshot

Screenshot via SÜDKURIER Online

Eine umfassende Checkliste zum Thema Bilderverwendung auf Facebook findet du hier. Was können wir lernen? – Rechtssicherheit im Umgang mit Social Media  

Der Social Media-ROI

Warum wir machen wir dieses Facebook eigentlich? // Speaker: Manuela Braun, Social Media Consultant Wie ganz am Anfang erwähnt, betreibt ein Unternehmen seine Facebookseite (hoffentlich) nicht zum Spaß. Wichtig ist der sogenannte Return of Invest (ROI), also: Was kriege ich unterm Strich für mein Facebook-Engagement zurück? Grob gesprochen gibt es zwei Arten der Social Media-Nutzung: 1. Ich möchte damit direkt Geld verdienen 2. Ich möchte meine Marke transportieren und nachhaltige Beziehungen mit den Nutzern aufbauen Deshalb muss ich mir die Frage stellen: Schaffe ich es, Geld mit meinem Social Media-Auftritt zu verdienen?   social ROI geld   Antwort Ja: Dann tu es! Antwort Nein: Versuche nicht, aufdringlich etwas zu verkaufen, sondern konzentriere dich auf eine Kommunikation auf Augenhöhe mit den Nutzern. Die Devise lautet dann: Kommunikation statt Conversions. Denn durch eine hohe Interaktionen in Facebook-Kommentaren wird auch die Reichweite der Posts gesteigert, damit spart man sich beispielsweise die Kosten, um einen Sponsored Post an ein größeres Publikum zu bringen. Was können wir lernen? – Ein Social Media-Manager lohnt sich, wenn man sich zum Ziel setzt, auf Augenhöhe mit den Nutzern zu kommunizieren und auf deren Probleme einzugehen. Das war’s. Falls du Fragen hast, melde dich einfach.

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via Giphy

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